22. Juli 2025
Zum Wochenstart haben sich die Rohölpreise kaum bewegt. Die Schlusskurse am Montag lagen nur leicht unter dem Eröffnungsniveau, was auf eine zurückhaltende Stimmung im Markt hindeutet. Ganz anders präsentierte sich jedoch der Gasoil-Kontrakt an der ICE: Nach einem schwachen Vormittag kam es am Nachmittag zu einer kräftigen Erholung. Die Preise kletterten deutlich und schlossen nahe dem Tageshoch.
Die EU plant ein Importverbot für Kraftstoffe, die in Drittstaaten wie Indien oder China aus russischem Rohöl produziert wurden. Doch da dieses Verbot erst nach einer sechsmonatigen Übergangsfrist vollständig greift, bleibt der unmittelbare Einfluss auf die Terminmärkte begrenzt. Diese Verzögerung dämpft die grundsätzlich preistreibende Wirkung der Massnahme, insbesondere bei Gasoil. Für frischen Auftrieb sorgte hingegen Grossbritannien: Das Aussenministerium in London kündigte neue Sanktionen gegen den russischen Energie- und Rohstoffsektor an. Diese Entscheidung wurde vom Markt als bullisher Impuls gewertet, der zur Kursstärkung bei Mitteldestillaten beigetragen haben dürfte.
Trotz eines leichten Anstiegs in der Berichtswoche zum 11. Juli bleiben die Destillatbestände in den USA auf einem historisch niedrigen Niveau. Der Markt blickt nun gespannt auf die nächsten Daten: In der Nacht auf Mittwoch werden die API-Schätzungen veröffentlicht, am Mittwoch folgen die offiziellen DOE-Zahlen. Insbesondere die Entwicklung der Diesel- und Heizölvorräte könnte für neue Marktsignale sorgen. Da der API-Bericht erfahrungsgemäss nur begrenzte Aussagekraft besitzt, kommt dem DOE-Report grössere Bedeutung zu.
Ein zusätzlicher Belastungsfaktor für die Ölmärkte sind die Handelskonflikte zwischen den USA und wichtigen Wirtschaftspartnern. Washington prüft derzeit pauschale Zölle von 30 Prozent auf eine breite Palette von EU-Importen, mit möglichem Inkrafttreten per 1. August. Die EU berät über mögliche Gegenmassnahmen. US-Finanzminister Scott Bessent betonte zwar, dass eine Einigung weiterhin möglich sei, äusserte jedoch Unzufriedenheit über den schleppenden Verlauf der Verhandlungen.
Auch gegenüber China nimmt der Ton zu. Hintergrund ist Chinas Rolle als Abnehmer von sanktioniertem russischem und iranischem Öl. Die USA erwägen nun sogenannte Sekundärzölle von bis zu 100 Prozent auf Unternehmen oder Länder, die gegen westliche Sanktionen verstossen. Finanzminister Bessent deutete an, dass er von den europäischen Partnern Unterstützung für diese Massnahmen erwartet. Ein solcher Schritt würde sowohl die chinesische Wirtschaft als auch den globalen Ölverbrauch zusätzlich unter Druck setzen.
Trotz der politischen Unsicherheiten und konjunkturellen Risiken zeigt sich der Gasoil-Markt aktuell relativ robust. Der Kursverlauf am Montag deutet auf eine gewisse Widerstandskraft gegenüber negativen Einflüssen hin. Rohöl hingegen bleibt in einer abwartenden Haltung.
Börsendaten 22.07.2025 um 08:33 Uhr
ICE-Gasoil AUG: 732.75$
ICE-Brent SEP: 68.79$
NY-Rohöl WTI AUG: 66.79$
US-Dollar/CHF: 0.7987
Rheinfracht nach Basel: 34.00